Rezension zu "Der Circle"

Autor: Dave Eggers 
Erscheinungsdatum: 08.10.2015
Genre: Roman
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
ISBN: 9783462048544
Preis: 10,99€


Bewertung: ★★★★★

Mae möchte ihrem Kleinstadtleben entkommen und bewirbt sich beim größten Konzern der USA: dem Circle. Dort werden ihre Erwartungen übertroffen. Der Campus bietet fantastische Möglichkeiten, um sich auch nach Feierabend zu entfalten und ihre gute Arbeit wird schnell belohnt. Als erste Circle-Mitarbeiterin wird sie transparent. All ihre Schritte können von ihren Usern verfolgt und kommentiert werden. Doch wie hoch ist der Preis, wenn sich der Circle tatsächlich schließt? 

Das Cover spricht mich nicht sonderlich an. Ich bin im Laden schon oft daran vorbeigelaufen, ohne dem Buch große Beachtung zu schenken. Aber hier liegt wohl ein klassischer Fall von "Don't judge a book by its cover" vor. 

Für die Arbeit habe ich einen Artikel geschrieben mit zehn Buchtipps, die uns für den Alltag schlauer machen. Bei meinen Recherchen bin ich dann auf dieses Buch hier gestoßen. Ich habe mir also ein paar Rezensionen durchgelesen und dann beschlossen es zu bestellen, zumal das Internet und besonders Social Media auch mein täglich Brot ist.
Die Charaktere sind alle klasse. Sie haben unterschiedliche Persönlichkeiten, die im Verlauf der Geschichte sehr ausführlich und detailliert beschrieben werden, sodass man schnell das Gefühl hat die Leute selbst zu kennen. Mae hat eine riesen Gefühlsschwankung bei mir ausgelöst. Das junge, schüchterne Mädchen zu Beginn des Buches, dass in die schillernde Welt des Circles eintaucht war mir sympathisch. Ich habe mich sogar für sie gefreut, jedes Mal, wenn sie für ihre Arbeit belohnt wurde. Diese Sympathie sollte aber nicht lange halten. Gegen Ende habe ich sie regelrecht verabscheut, die Gehirnwäsche, die bei ihr so wunderbar gefruchtet hat und sie alles rationale Denken hat vergessen lassen. 
Die Geschichte selbst ist wunderbare Fiktion, aber auch Denkanstoß. Wir alle leben mit dem Internet und sozialen Medien, ohne uns groß Gedanken darum zu machen, was das in uns auslöst. Die Google Timeline des Partners hat nicht korrekt aufgezeichnet, sofort kriselt es in der Beziehung. Das Foto vom Thailänder um die Ecke ist mal nicht so perfekt geworden, liefert weniger Likes, schon hat unser Selbstwertgefühl einen Dämpfer erfahren. All das beeinflusst unseren Alltag, mehr oder weniger unbewusst. Aber genau auf solche Sachen macht dieses Buch aufmerksam. Es ist in Ordnung, wenn die Welt nicht alles über einen weiß und man auch seine kleinen (harmlosen) Geheimnisse hat. Die vielen extremen Szenarien im Verlauf der Geschichte zeigen das ganz gut. 
Auch der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Er ist packend, sodass ich gar nicht aufhören konnte zu lesen und fast schon traurig war, als das Buch zu Ende war. 

Fazit:
Ein tolles Buch über Geltungsdrang, Internetsucht und das was mit uns deshalb geschieht. Aktueller denn je und für mich persönlich ein absolutes Must read!

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